9-tägige botanische und ornithologisch/zoologische Reise im Estland
Die Vielfalt der estnischen Fauna und Flora ist einzigartig und sucht in Europa ihresgleichen. So ist das kleine baltische Land nicht nur Drehscheibe des europäischen Vogelzuges und Brutgebiet seltener und vom Aussterben bedrohter Vogelarten, sondern auch Heimat von Elch, Luchs, Wolf, und Braunbär. Die Flora des kleinen Landes begeistert durch ihre vielen Orchideenarten, verschiedenartigsten Waldformationen und der herben Schönheit der Vegetation in Mooren und an flachen Meeresbuchten.
Auf unserer Reise wollen wir viele Arten und Landschaften aus nächster Nähe kennenlernen. Wir durchstreifen taigaartige Wälder und orchideenreiche Wiesen an frei mäandrierenden Flüssen. Wir gehen in Regenmoore, durch Wacholderheiden und entdecken im Fischkutter unbewohnte Inseln in der Ostsee. Wir besuchen verfallene Herrenhäuser und wuchtige Bischofsburgen und erfahren viel über die Geschichte des Baltikums. Natürlich steht auch ein Besuch im mittelalterlichen Tallinn auf dem Programm.
Detailbeschreibung
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Nach der Ankunft in Tallinn fahren wir an die Westküste des kleinen Landes. Sicher werden wir schon unterwegs stoppen, um den Frauenschuh zu finden oder um uns an den vielen Feldlerchen und Kiebitzen zu erfreuen. Auch den Ortolan wollen wir sehen. Unsere Unterkunft liegt in einer noch intakten Kulturlandschaft, unmittelbar am Matsalu-Nationalpark und in Sichtweite der Ostsee. Am Abend sind balzfliegende Waldschnepfen zu sehen und das “Wummern” der Bekassine zu hören. Noch bei Tageslicht lässt sich der Nahrungsflug der Waldohreule bewundern. Eine kleine Wanderung führt uns ans Meer, wo Wacholderheiden und Strandwiesen auf uns warten. Vielleicht entdecken wir einen Elch oder hören Goldschakale.
Das kleine Estland besitzt mehr als 1500 Inseln – einige gehören zu den größten im Ostseeraum, andere ragen nur als ein paar Steinhaufen aus dem flachen Wasser. Ein Großteil der Inseln ist unbewohnt und steht unter Naturschutz. Wir wollen zunächst mit einer großen Fähre nach Hiiumaa fahren. Die zweitgrößte Insel Estlands, etwa so groß wie Rügen, erreichen wir auf einer 90-minütigen Überfahrt mit der Fähre. Von Bord des langsam fahrenden Schiffes lassen sich seltene Ringelrobben, Meeresenten und Seetaucher beobachten. Auf Hiuumaa besuchen wir Alvaren auf Kalkstein, ehemalige Buchten der Ostsee und Wacholderheiden. Zuvor wollen wir aber mit einem Fischkutter zur unbewohnten Insel Saarnaki übersetzen. Diese Insel, ganz mit Wacholder bewachsen, zeigt eindrucksvoll wie die Natur aufgegebenes Kulturland zurück erobert. Die Pflegemaßnahmen zum Schutz von Helmknabenkraut oder Fliegenragwurz können nur auf kleinen Flächen realisiert werden.
Mit einer Frühexkursion auf die Halbinsel Puise starten wir in den Tag, um Elche und vielleicht Goldschakale zu sehen. Die steinreichen Buchten der Halbinsel sind von extensiv genutzten Wiesen umgeben. Hier brüten Rotschenkel, Brachvögel und Wiesenpieper. Sicher werden wir noch balzenden Bekassinen beobachten. Das Gebiet zählt zu den letzten Brutplätzen des Alpenstrandläufers im Ostseeraum. Den ganzen Tag verbringen wir im Nationalpark. Ein besonderer Ort ist Haeska. Das schwedische Herrenhaus, der Park mit seinen knorrigen Eichen und die artenreichen Wiesen auf denen riesige Findlinge liegen, sind Bestandteile einer harmonischen Kulturlandschaft, die im Mündungsdelta des Kasari endet. Weitere Stationen des Tages sind der Oberlauf des Kasari, an dem wir sowohl Schrei- als auch Schelladler sehen können.
Heute besuchen wir eines der größten, zugänglichen Regenmoore in Westestland. Das Marimetsa-Moor ist im Zentrum vollkommen waldfrei, so dass wir hier die komplette Vegetation oligotroper Moore vorfinden. Darunter vier Birkenarten, Sonnentau, Moltebeere, Sumpfläusekraut, verschiedene Moorchideen und viele Vertreter der Heidekrautgewächse (Rosmarienheide, Krähenbeere, Moosbeere). Viele Limikolen blühen in diesem speziellen Lebensraum, darunter der Regenbrachvogel. Auch Birkhahn, Steinadler und Merlin leben am Rande des Regenmoores. Besonders bemerkenswert sind die dichten Taigawälder am Rande des Moores, in denen Moosglöckchen und das Doldige Wintergrün wachsen. Hier lebt der seltene Dreizehenspecht. Am Abend suchen wir den seltenen Ziegenmelker.
Heute verlassen wir unser Quartier und fahren entlang der Küste nach Osten. Nach Bezug des Hotels und je nach zur Verfügung stehender Zeit, beobachten wir an der steinigen und schon sehr nordisch wirkenden Küste, die im ältesten Nationalpark Estlands, dem Lahemaa-Schutzgebiet liegt. Gleich nach Ankunft unternehmen wir eine Strandwanderung und erfreuen uns an der wilden Küste. Besonders beeindruckend sind die riesigen Findlinge, die während der letzten Eiszeit vor Estlands Küsten abgelagert wurden. Am Abend wollen wir auf einer Abendexkursion nach Eulen Ausschau halten. Sicher aber werden wir Waldschnepfen sehen.
Etwa 700 Braunbären durchstreifen die endlosen Wälder und unwegsamen Moore Estlands. In Alutaguse, im Osten des Landes, zwischen Peipussee und Lahemaa-Nationalpark, leben die meisten Bären. Hier steht uns eine komfortable Beobachtungshütte zur Verfügung. Zu sehen sind nicht nur die scheuen Bären, sondern auch Marderhunde und Füchse. Oft zeigen sich Elche am Rande der Wiese oder Biber schwimmen auf nur wenigen Metern Entfernung im Bach vorbei. Des Öfteren lässt sich der imposante Habichtskauz in der Dämmerung blicken. Die Hütten sind einfach, aber komfortabel, sauber und gemütlich. Es gibt getrennte Kabinen mit Etagenbetten und eine Trockentoilette. Für Fotografen sind eigens Fotoluken eingebaut. Wir beziehen die Hütte schon am Nachmittag und bleiben die ganze Nacht.
Am nächsten Morgen suchen wir Auerhähne entlang der Waldwege. Gerne nutzen die Hähne diese Wege um an sandigen Plätzen ein “Bad” für die Gefiederpflege zu nehmen. Vielleicht sehen wir Grau- oder Weißrückenspechte. Später fahren wir zum Hotel zurück. Am Nachmittag besuchen wir die eindrucksvollen Urwälder des Nationalparks Lahemaa. Ein Urwaldpfad führt uns durch Gebiete, die sich schon seit vielen Jahrzehnten ohne menschlichen Einfluss entwickeln konnten. Hier sind Haselhuhn, Nordischer Kleiber oder Zwergschnäpper sehr wahrscheinlich zu sehen. Interessant ist auch die Vegetation mit blühender Sibirischer Iris, dem Kleinen Zweiblatt und verschiedenen Bärlapparten. Unter den Orchideen sind Waldvögelein, die Baltische und das Fuchs-Knabenkraut zu erwarten.
Noch einmal zieht es uns in die Wälder am Peipussee. Zwischen den riesigen Sirtsi- und Murakamoor liegen alte Wälder, in denen noch Flughörnchen leben. Sie benötigen um überleben zu können nicht nur alte Wälder, sondern vor allem Zitterpappeln. In Spechthöhlen bringen sie ihre Jungen zur Welt. Besonders im Juni ergeben sich gute Chancen für die Beobachtung der Flughörnchen, denn zu Mittsommer verlassen die Alttiere schon in der Dämmerung die Höhle und beginnen mit der Fütterung ihrer Jungtiere. Zurzeit laufen Forschungsarbeiten estnischer Experten, bei denen Flughörnchen mit Sendern ausgestattet wurden. So bekommen wir Gelegenheit, mehr über das Leben der heimlichen Tiere zu erfahren.
Am Vormittag fahren wir nach Tallinn und besuchen dort die Altstadt. Auf einer Führung bekommen wir die wohl intakteste mittelalterliche Stadt Europas präsentiert, mit einem ursprünglichen Straßensystem aus dem 13. Jahrhundert. Viele Häuser aus dem 15. Jahrhundert stehen noch in ihrer ursprünglichen Größe und Form, alle wichtigen und repräsentativen Regierungsgebäude sowie Kirchen sind unversehrt. Am Nachmittag werden wir zum Flughafen gebracht und treten von hier aus die Heimreise an.
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